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15.01.2011

Harry Graf Kessler 1868-1937




Harry Graf Kessler

Publizist, Diplomat, uneingestanden homosexuell, einer der wichtigsten Kunstförderer des frühen 20. Jahrhunderts und ein Mann in einem außergewöhnlichen Beziehungsgeflecht.

Geboren am 23.5.1868 in Paris als Sohn des Hamburger Bankiers Adolf Wilhelm Kessler und der berüchtigt schönen irischen Adeligen Alice Harriett Blosse Lynch - zuweilen belastet vom Gerücht, er sei tatsächlich ein unehelicher Sohn des Kaisers. Jugend zwischen preußischer Strenge und musischer Entfaltung - die Mutter ist eine begabte Sängerin und passionierte Laienschauspielerin. Alle Wohnsitze der Familie in Paris tragen erste Adressen - im Garten ihres Pariser Stadtpalais ließ sich de Mutter ein eigenes Theater einrichten. Reisen nach New York und London, Leben in Luxussuiten der besten Hotels, Kuraufenthalte der Familie in Bad Ems oder Bad Gastein. Elitäre Schulausbildung mit Besuch eines Halbinternats in Paris, Wechsel auf ein Internat in Ascot/England 1880, und auf Wunsch des Vaters ab 1882 Fortsetzung der Ausbildung am Hamburger Johanneum. Abschluß des Abiturs ebendort. 1688 Jurastudium in Bonn und Promotion in Leipzig. Begleitend Besuch von Literatur- (H. Usener), Psychologie- (W. Wundt) und Kunstvorlesungen (A. Springer). 1892 Einjährigen-Freiwilliger bei den Garde-Ulanen in Potsdam. Die homosexuell aufgeladene Zuneigung zum Regimentskameraden Otto Freiherr von Dungern setzt sich bis zu Beginn der Dreißiger Jahre als enge Freundschaft fort - von Dungern heiratet, zum Bruch führt jedoch erst von Dungerns Hinwendung zum Nationalsozialismus. Die anvisierte Diplomatenlaufbahn scheitert an Widerständen des Auswärtigen Amtes. 1893 geht Kessler nach Berlin. Von 1895 bis 1900 ist er Mitherausgeber der Kunstzeitschrift Pan, in dem Texte von Richard Dehmel, Theodor Fontane, Friedrich Nietsche, Detlef von Liliencron, Julius Hart, Novalis, Paul Verlaine und Alfred Lichtwark erscheinen, und die mit Kunstbeilagen berühmt wird - Freundschaft aus dieser Zeit mit Richard Dehmel, Arno Holz und Paul Scheerbart.

Von 1902 bis 1906 ist Kessler Direktor des Großherzoglichen Museums für Kunst- und Kunstgewerbe in Weimar, eine Position, er für die im Moment modernste Ausstellungs- und Ankaufspolitik nutzt. Auf sein Betreiben bildet sich 1903 der Deutsche Künstlerbund, dessen erster Vizepräsident er wird. Der Bund unterstützt unter anderem Edvard Munch, Johannes Becher, Detlev Freiherr von Liliencron und die Maler der Brücke. Intensive Freundschaften mit Eberhard von Bodenhausen, Henry van der Velde, Max Liebermann und Hugo von Hofmannsthal, mit gemeinsam er den Rosenkavalier und und die Handlung für das Ballett Josephslegende verfaßt.

1913 gründet Kessler unter dem Namen "Cranachpresse" seine eigenen Verlag, in dem unter anderem Shakespeares Hamlet in der Übersetzung von Gerhard Hauptmann, Vergils Eclogen und Petrons Satyricon, Gedichte Rilkes in edel ausgestatteten Ausgaben erscheinen. Holzschnitte liefert unter anderem Aristide Maillol, einer der Künstler, die in dieser zeit von Kessler nahezu abhängig arbeiten.

Der erste Weltkrieg bringt Kessler kurzfristig an die Front, in der Endphase des Kriegs leitet er in Bern die deutsche Kulturpropaganda für die Schweiz, 1918 wird der als erster Nachkriegs-Botschafter nach Polen gesandt - die Mission endet nach wenigen Monaten aufgrund der Unstimmigkeiten zwischen beiden Nationen. Kessler engagiert sich in der Folge für die Einrichtung des Völkerbunds, 1922 ist er für kurze Zeit Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft. 1924 versucht er, erfolglos, ein Reichstagsmandat zu erlangen. Dem Scheitern folgt der weitgehende Rückzug aus der Politik und ein vermehrtes Engagement in der Cranachpresse. 1933 emigriert Kessler nach Frankreich. Auf Palma de Mallorca arbeitet er intensiv an seinen Memorien, von denen jedoch zu Lebzeiten nur ein erster Band unter dem Titel Völker und Vaterländer fertiggestellt wird. Kessler stirbt am 30.11.1937 in Lyon.

Quelle
http://www.polunbi.de/pers/kessler-01.html#bio
&
http://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Kessler

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