1907 war die Geburtsstunde einer Einrichtung, die noch bis vor wenigen Jahren das architektonische Erscheinungsbild Findorffs mitprägte: die Friedrich-Mißler-Hallen eröffneten an der Hemmstraße /Walsroder Straße als Bremer Sammelpunkt für Auswanderer. Bremen hatte sich damals zum größten Auswandererhafen Deutschlands entwickelt, und vor allem unter der Schirmherrschaft des Norddeutschen Lloyds suchten jährlich weit über 200.000 vor allem aus Osteuropa stammende Menschen eine neue Heimat in Übersee.
Der Norddeutsche Lloyd gründete zusammen mit dem Bremer Kaufmann Friedrich Mißler die „Bremer Auswandererhallen", um den Auswandererstrom zu regulieren, Beratung und Betreuung, Unterkunft und Verpflegung bis zur langersehnten Schiffspassage zu gewährleisten. Diese Funktion behielten die „Mißler-Hallen", nachdem sie im 1.Weltkrieg vorübergehend als Lazarett dienten, bis zur Zeit des Nazi-Regimes. Dann wurde der Gebäudekomplex als Konzentrationslager für politische Häftlinge missbraucht, um im Zweiten Weltkrieg wieder als Lazarett zu dienen.
Die Inschrift auf der Tafel lautet: "Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen NEIN" (Kurt Tucholsky).
Nach dem Ende der Nazi-Diktatur wurde es schließlich zum „Krankenhaus Findorff" und erfüllte diese Funktion bis in die Achtziger Jahre. Eine Reformierung des Bremer Krankenhauswesens beendete diese Nutzung; 1986 kam es zum Abriss des Gebäudes. Der Nachfolgebau bietet heute vor allem betagten Findorfferinnen und Findorffern die Möglichkeit, in ihrem Stadtteil alt zu werden und selbständig zu bleiben - der Findorffer Wohnstift als Altenwohn- und Pflegeheim bietet hierfür die entsprechende Möglichkeit.
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